Frühneuzeitliche Ärztebriefe des deutschsprachigen Raums (1500-1700)

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Ärztebriefe
Besitzende Institution Biblioteca Universitaria <Bologna>
SignaturCod. 124 (Fondo Ulisse Aldrovandi), ms. 54/1
Blatt335-336
Genre Brief allgemein
KorrespondenzArzt an Arzt
Person VONMattioli, Pietro Andrea <1500-1577> [Verfasser/in] [gesichert]
Person ANAldrovandi, Ulisse <1522-1605> [Adressat/in] [gesichert]
Umfang, Beilagen4 S.
Entstehungszeit20.09.1559
AbsenderortPrag [gesichert]
ZielortBologna [gesichert]
Sprache Latein
LandTschechien
AusreifungsgradOriginal
Inhaltsangabe Dank für Aldrovandis Briefe und für seinen beständigen Beitrag in Form von Pflanzen zu Mattiolis Werk [den "discorsi ne i sei libri di Pedacio Dioscoride"], welches man nun in Händen halten könne. Was die Störungen angehe, von denen Aldrovandi schreibe, so solle er sich keine Sorgen machen: Der neue princeps [i.e. der neue Papst] werde bald gewählt werden und ein Segen für alle Gelehrten sein.

Mattioli wundere sich über eine Meinung Luca Ghinis: Dieser halte verschiedene genera der Fichte für identisch mit der von Dioskurides und Theophrast beschriebenen Kiefer (picea). [Beispielreiche Erörterung zur Gattungshierarchie, den Unterschieden von genus und forma/species und über die richtige Verwendung von nomen und cognomen.]

[Über Marantas methodus, dessen Anschuldigung, dass die Lonchita aspera bei Mattioli nicht die echte sei, und Mattiolis Verteidigung.] Was die chamaeleones angehe, so beharrte Mattioli nicht auf seiner Meinung, wenn er nur eine andere, überzeugendere, hörte. Aldrovandi möge ihm ein Exemplar oder eine naturgetreue Zeichnung des schwarzen Chamäleons schicken. [Dank für eine besondere Geranie und den Zweig einer Korkeiche. Anekdote über den Steinbrech mit Thymianblättern, den Mattioli bei einem Besuch in Rom zur Zeit Leos X. in der Ruine eines Hauses am Kapitolinischen Hügel gefunden habe.]

Das Natron (nitrum) des piacentinischen Kräuterhändlers habe er Aldrovandi gewissenhaft zukommen lassen. Was er nun an Aldrovandi weiterschicke, habe er von dem Flamen Augerius aus Konstantinopel erhalten. Es unterscheide sich in Geruch und Konsistenz von dem Aldrovandis, sei allerdings das echte nitrum. Außerdem habe er von Wilhelm Quacelbenus, einem Arzt in Konstantinopel, einige Pflanzen erhalten, die dieser extra für Mattioli aus Nikomedien habe beschaffen lassen. [Ausführliche Beschreibung dieser Pflanzen; dabei Vergleich mit einer Platane im Garten Bembos in Padua.] Auch eine Kastanie habe er für Mattioli mitgeschickt, [Beschreibung und Vergleich mit der heimischen], die man in Konstantinopel deshalb Rosskastanie nenne, da man sie Pferden bei Husten und Atemproblemen zu fressen gebe. Außerdem habe er eine Rauke und anderes Faszinierendes bekommen, was er sofort an Aldrovandi verschicken werde, sobald nur Boten zur Verfügung stünden. [Entschuldigung dafür, dass Mattioli derzeit soviele Bitten und Anfragen an seine Freunde zur Beihilfe für sein Werk stellen müsse, man möge ihm verzeihen. Liste von Proben/Zeichnungen, die er von Aldrovandi erbitte, und Pflanzen, die er Aldrovandi zukommen lasse.]

Während seines Aufenthalts in Görz habe Mattioli von Vincentius Cantonus - einem Arzt aus Bologna - den beerentragenden Zweig eines Baums bekommen, den ihm der Kollege Fabrizio Garzono als echten Lotusbaum bezeichnet habe. Mattioli habe den Zweig allerdings während des Umzugs an den Hof verloren und auch sein Bruder, der danach suchen sollte, habe ihn nicht finden können. Daher bitte er Aldrovandi sich in seinem Namen an Fabrizio zu wenden und zu fragen, ob er einen weiteren Zweig für Mattioli entbehren könnte. Zudem schicke er Aldrovandi einige Beeren der Oxyacantha, die zwei oder gar drei Kerne hätten, woraus sich das Argument derer widerlegen ließe, die behaupteten, die Beeren des echten Weißdorns hätten nur einen Kern. Schließlich wolle er noch Aldrovandis Einschätzung zur consiligo [Lungenkraut] hören, zuvor solle er allerdings seine Darstellung des Helleborus im Dioskurides lesen.

(Michael Pöschmann)
BemerkungenFür Auskünfte zur Handschrift danken wir Stefania Filippi und Noemi Di Tommaso (Bologna).

Nicht identisch mit dem italienischen Brief Mattiolis vom gleichen Datum.
URLBologna, Biblioteca Universitaria, Fondo Ulisse Aldrovandi - Katalogdatenbank
Person ÜBERGhini, Luca <1490-1556> [Erwähnte Person] [gesichert]
Leo <Papst, X., 1475-1521> [Erwähnte Person] [gesichert]
Quackelbeen, Willem <1527-1561> [Erwähnte Person] [gesichert]
Cantoni, Vincenzo <16. Jh.> [Erwähnte Person] [gesichert]
Busbecq, Ogier Ghislain de <1522-1592> [Erwähnte Person] [gesichert]
Garzonus, Fabricius <fl. 1544-1574> [Erwähnte Person] [gesichert]
Bembo, Torquato <1525-1595> [Erwähnte Person] [ermittelt]
Mattioli, Pietro Andrea <1500-1577> [Werktitel Person]
Katarzyna <Polska, Królowa, 1533-1572> [Werktitel Person]
Maranta, Bartolomeo <1500-1571> [Werktitel Person]
WerktitelI discorsi di M. Pietro And. Matthioli sanese, medico del Sereniss. Principe Ferdinando Archiduca d'Austria & c. ne i sei libri di Pedacio Dioscoride Anazarbeo della materia medicinale.
Bartholomei Marantae venvsini medici Methodi cognoscendorvm simplicivm libri tres
SchlagwortBenennungen <Botanik>
Katalog <Pflanzen>
Konstantinopel
Nikomedien
Rosskastanie
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